Nachdem ich mich letztens mit der Pensionsvorsorge beschäftigt habe, hat der VKI im Auftrag der AK eine Studie zur Beratungsqualität von Finanzdienstleistern zum Pensionskonto herausgegeben. Nein, Spaß beiseite, die Untersuchung wurde natürlich schon vorher durchgeführt, nun liegen die Ergebnisse vor. Anonyme Tester besuchten 20 Finanzdienstleister (Banken, Versicherungen und unabhängige Berater) und holten Informationen zum Pensionskonto ein.

Ich finde in diesem Zusammenhang ja spannend, dass es offenbar als selbstverständlich empfunden wird, dass es bei diesem Thema einer Beratung bedarf, sollte man doch davon ausgehen, dass die zu erwartende Pension derart transparent dargestellt wird, dass auch ein „Normalsterblicher“ weiß was er bekommt. Weit gefehlt offenbar.

Die Pensionsproblematik

Andererseits kann man allerdings auch argumentieren, dass eine Beratung durch einen Finanzdienstleister durchaus sinnvoll ist, da man die vorliegenden Pensionslücken ja schließen sollte, um im Alter überhaupt ein Auslangen zu finden. Auch wenn gerade dieser Umstand von den Experten des VKI stark heruntergespielt wird.  Im Idealfall betrage die Lücke 20% (also wenn man mit 65 Jahren in Pension geht und 45 Jahre gearbeitet hat), wohlgemerkt vom durchschnittlichen Erwerbseinkommen, in welches alle Erwerbszeiten einfließen, also auch Teilzeitjobs, Arbeitslosigkeit, Kindererziehung, etc.   Nur  „wer … vorzeitig in Pension geht (für Frauen gilt bis 2024 noch eine Übergangsregelung) oder wer wegen Studium und Herumjobberei erst spät oder über längere Perioden nicht pensionsversichert war, muss mit einer größeren Differenz zum Letztgehalt rechnen.“ Das ist schon eine erhebliche Schlechterstellung gegenüber früheren Rentnern, die mit 80% vom Letztbezug rechnen konnten. Aber nachdem alle ihr „überschüssiges“ Geld brav sparen, muss sich kaum jemand vor der Pension fürchten, meint zumindest der VKI. (Siehe auch Artikel Pensionskonto)

Da das Pensionsthema so komplex ist, geht der Großteil der Veröffentlichung für die Erläuterung der Grundlagen drauf. Um die Pensionsproblematik wirklich nachvollziehen zu können, muss man alle Änderungen der letzten Jahre verfolgen, damit man auch weiß, was mit der Einführung des Pensionskontos wirklich schlagend wird.

Die Beratungsqualität der Finanzdienstleister

Die gute Nachricht vorweg, 70% der Ratsuchenden waren mit der Qualität der Beratungsgespräche „sehr zufrieden“ bzw. „zufrieden“. Insgesamt wurden die Finanzdienstleister durchschnittlich bewertet.

Unabhängige Berater schneiden im Bereich der Bedarfserhebung und der Erklärungen zum Pensionskonto deutlich besser ab, in der Produktberatung hingegen liegen die Banken leicht vorne. Was nun wirklich keine Kunst ist, da diese ja nur das hauseigene Produkt anbieten und dieses demnach genau kennen sollten.

Zum schnellen Produktabschluss wurde überwiegend nicht geraten, vielmehr sprachen sich die Berater eher dafür aus, Ruhe zu bewahren und die Situation genau zu prüfen.

Und die Moral von der Geschicht

… ist mir selbst auch nicht ganz klar geworden. Die Studie rollt das staatliche Pensionssystem breit auf, erklärt die Berechnung und kommt zu dem Schluss, dass es eigentlich eh für kaum jemanden ein Problem geben wird.

Falls man sich doch näher informieren möchte, sollte man sich eher an unabhängige Berater als an Banken und Versicherungen wenden.

Und, es gibt ein paar schwarze Schafe unter den Beratern, die das Pensionskonto und die Pensionslücke dazu verwenden, Druck auf den zukünftigen Pensionsbezieher auszuüben, doch rasch ein Vorsorgeprodukt abzuschließen.

Dass man uns Österreichern gern ein x für ein u vormacht – und wir meist auch gerne bereit sind das hinzunehmen – und dass es nicht alle Berater gut mit einem meinen, hätte ich, ohne mir den Studieninhalt zu Gemüte zu führen, auch gewusst. Allerdings ist es angesichts der tristen Pensionsaussichten nicht hilfreich, das Problem zu kaschieren. Für familienbetreuende Frauen wird am Ende des Tages wenig übrig bleiben, aber auch viele andere werden hohe Einbußen erleiden müssen. Da kann nur rechtzeitige Aufklärung und Transparenz hilfreich sein, alles andere verstärkt die Problematik zusätzlich.

Quelle: http://media.arbeiterkammer.at/tirol/Studien/Studie_Pensionskonto_Tirol.pdf