Beim Lesen der News auf der ORF-Seite bin ich heute stutzig geworden. „Forscher: Banker unehrlicher als andere Arbeitnehmer“, liest sich da. Wenn man den Beitrag dann öffnet, erfährt man warum Banker unehrlicher sind. Klingt spannend, geht mir durch den Kopf. Aber auch ein bisschen Skepsis, ein bisschen Neugierde und ein bisschen hämische Zustimmung machen sich breit. Kurz: das muss ich mir näher ansehen.

Ich bin ja auch in dieser Branche beheimatet, fällt mir ein, auch wenn ich kein Banker bin. Ich lese also mit Spannung den Artikel, um zu erfahren, dass Banker beim virtuellen Münzwerfen schummeln. Warum? Natürlich, um Gewinne zu lukrieren. Pro Wurf konnten nämlich 20$ lukriert werden und die Höhe des Gewinns konnte man quasi selbst bestimmen, da man im Vorhinein wusste ob Kopf oder Zahl Geld bedeuten würde.

In Rahmen der Studie wurde der Hälfte der teilnehmenden Banker ihre Tätigkeit mit spezifischen Fragen in Erinnerung gerufen, während die andere Hälfte Fragen zu ihrer Freizeitgestaltung beantworten sollte. Derartig vorbereitet schummelte die „Banker“-Gruppe erheblich mehr als die „Freizeit“-Gruppe. Vergleiche mit anderen Berufsgruppen ergeben: „Bankangestellte sind nicht per se unehrlicher als andere Menschen. Aber wenn ihnen die Unternehmenskultur bewusst gemacht wird, dann werden sie tendenziell unehrlicher“. Begründet wird das mit Festhalten an materialistischen Werten, diese seien ein wesentlicher Bestandteil der Kultur in der Finanzbranche.

Naja, ehrlich gesagt, bin ich mir nicht ganz sicher, ob mir das als Begründung ausreicht, um die Aussage „Banker sind unehrlich“ zu erhärten. Ich lese also weiter und staune. Auch Gefängnis-Insassen, also Kriminelle, spielten das Münzspiel. Mit demselben Ergebnis: auf ihre Kriminalität hingewiesen, schummelten sie öfter als die anders vorbereitete Vergleichsgruppe.

Hm, soll ich nun also daraus schließen, dass Banker mit Kriminellen gleichzusetzen sind? Zum Glück: Nein, lese ich ein Stück weiter unten, das käme einer Diffamierung gleich. Warum dann die Nennung praktisch im selben Atemzug frage ich mich, nunja…

Ganz am Ende kommt sie aber dann doch, die dicke Keule. Ein weiteres Detail der Studie wird angesprochen:  Leute wurden befragt, welche Berufsgruppe wohl am ehesten bei diesem Münzspiel schummeln würden und das Ergebnis war: klar, die Banker! Nicht Ärzte, Kriminelle, oder andere, sondern die Banker.

Das gibt mir nun schon zu denken und erinnert mich daran, wie wichtig es ist, gerade in unserer Branche auf Vertrauen, Transparenz und Ehrlichkeit zu setzen. Denn, wenn die Leute schon erwarten, dass man unehrlich ist, darf man sie in dieser Annahme keinesfalls bestätigen.

Quelle: http://science.orf.at/stories/1749699/