Der aktuelle Cover-Gewinn-Artikel (Heft 9/14) zeigt wieder einmal deutlich, wie man an den Kundenbedürfnissen vorbeischreiben kann.

Abgesehen davon, dass die Materie eindeutig zu komplex ist, um sie auf ein paar Seiten anschaulich darzustellen, zeichnet sich der Artikel nicht gerade durch gute Recherche bzw. seriöse Aussagen aus. So sind etwa laut Rücksprache mit Kollegen über deren Erfahrungen die genannten Konditionen für Topbonitäten (1% auf den Drei-Monats-EURIBOR, Verzicht auf eine Ablebensversicherung und ein Verzicht auf Kontoverlagerung) nicht wie beschrieben üblich, sondern lediglich in gewissen Fällen vorwiegend bei einem Bankinstitut aushandelbar.

Leider kommt man auch um den Verdacht nicht herum, dass es hier an fundierten Kenntnissen fehlt, z.B. fällt ja die angesprochene Kontoverlagerung kostenmäßig nur dann ins Gewicht, wenn man vorher ein kostenloses Gehaltskonto innehatte bzw. das alte Konto beibehält. Nur in diesem Fall können die ausgewiesenen Kosten auch tatsächlich für den Kostenvergleich herangezogen werden. Die ausgewiesene Ersparnis ist also seriöser Weise in vielen Fällen nicht ansetzbar.

Ganz verwirrend wird es bei den Tabellen zu den Bauspardarlehen, diese kann man nun wirklich nur sehr schwer nachvollziehen. Und wenn man bedenkt, dass ich damit Probleme, kann ich mir lebhaft vorstellen, wie es einem Kreditsuchenden damit geht, der von der ganzen Materie überhaupt keine Ahnung hat.

Freundlicher Weise wird der Kreditsuchende dann noch auf eine Kreditplattform verwiesen, die nichts anderes macht, als in einem ersten Schritt die Bestkonditionen des Marktes auszuweisen. Was praktisch keinerlei Aussagekraft hat, da ja die entscheidenden Parameter (zur konkreten Einkommens- und Eigenmittelsituation) nicht berücksichtigt werden – ja auch nicht berücksichtigt werden können, da man dazu ja keine Angaben macht. Will man sich darüber hinaus weiter informieren, ist die Sache schon nicht mehr unverbindlich. Dazu bekommt man keinerlei Beratung.

Ich stelle allerdings bei jeder meiner Finanzierungsberatungen fest, dass der Informationsbedarf der Kunden extrem hoch ist, zumal sich die Banken ja grundsätzlich keine Zeit mehr für persönliche Beratungsgespräche nehmen (können) und ein Vergleich im Internet mit den bestehenden Instrumenten nicht befriedigend ist.

Mein Fazit: Wieder ein Artikel, der den Kunden vorgaukelt, dass heutzutage nahezu jeder Bestkonditionen bekommt und dank einseitiger Informationen ein sehr schiefes Bild zeichnet. Aber wie sagte einer meiner Kolleginnen so treffend: meine Kunden lesen sowas zum Glück nicht. Und das ist gut so.