Seit einigen Monaten lässt ein Kärntner Unternehmen in seiner Fernsehwerbung trendige Comic-Figuren ihre Bonität verbessern. Eine wirklich coole Sache, wenn man bedenkt, dass nicht nur für die Vergabe von Krediten, sondern auch für Mobilfunkanbieter oder Leasingfirmen die Kreditwürdigkeit des Interessenten eine entscheidende Rolle spielt.

Laut Pressesprecher des Unternehmens gehen jeden Tag 200 Anfragen von Leuten ein, die eine Dienstleistung in Anspruch nehmen wollen, die eigentlich jeder selbst erledigen könnte. Warum ist das so?

Wie schon erwähnt ist die Bonität eine wichtige Sache, wenn es darum geht einen Kreditvertrag, einen Mobilfunkvertrag oder z.B. auch ein Leasingauto zu bekommen. Meist wissen die Betroffenen aber gar nicht, was wo hinsichtlich ihrer Kreditwürdigkeit gespeichert ist. 16 Auskunfteien gibt es, wo Informationen über die Kreditwürdigkeit gespeichert werden. Allein diese Fülle zeigt die herrschende Intransparenz in dieser Sache. Welche Datenbanken bzw. welche Daten dann tatsächlich zur Ermittlung der Bonität herangezogen werden, ist bei Bankinstituten bzw. prüfenden Unternehmen meist Betriebsgeheimnis (siehe auch mein Artikel zum Scoring-Verfahren der Banken). Datenschutzrechtlich ist das ein Graubereich und die Konsumentenschützer fordern schon lange mehr Transparenz für den Kunden.

Es war also nur eine Frage der Zeit, ehe sich jemand diese Situation zunutze macht und versucht aus der leidigen Situation Kapital zu schlagen. Die Prüfung der 5 wichtigsten Datenbanken kostet rund 50 Euro, für die Löschung ungerechtfertigter Einträge muss man schon tiefer in die Tasche greifen. Angesichts der Tatsache, dass jedermann einmal jährlich kostenlos Auskunft bekommt, schon ein einträgliches Geschäft.

Moralisch fragwürdig ist in jedem Fall die Tatsache, dass es in der Regel ja nicht die gutsituierten, irrtümlich mit Falscheintrag Geplagten sind, die diese Dienstleistung in Anspruch nehmen, sondern mehrheitlich Kunden mit schlechter Bonität und geringer Qualität des Zahlungsverhaltens. Nachdem damit geworben wird, dass die Kreditwürdigkeit wiederhergestellt werden kann, ist das für viele ein trügerischer Hoffnungsschimmer. Die Prüfung der Datenbank zahlt man in jedem Fall, auch wenn an der schlechten Bonität nichts zu ändern ist.

Auch die Arbeiterkammern sehen das Angebot des Kärntner Unternehmens kritisch, und raten dazu, die Informationen selbst einzuholen.

Ich meine, dass jeder selbst entscheiden muss, ob er Dienstleistungen dieser Art in Anspruch nimmt, sofern ganz klar kommuniziert wird, dass ein gerechtfertigter Eintrag nicht einfach gelöscht werden kann. Änderungsbedarf seitens der Gesetzgebung besteht auf jeden Fall hinsichtlich der Intransparenz des Systems. Denn nur dadurch entstehen Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf der Unwissenheit anderer beruht.

Eine Liste der Auskunftsdienste, welche Bonitätsdaten speichern, finden Sie hier.